Jean Genet (1910-1986)
Ungefähr ein halbes Jahr nach seiner Geburt wurde Genet von seiner Mutter bei der Sozialfürsorge abgegeben. Er kam zu Pflegeeltern, die er mit 10 Jahren begann zu bestehlen, wie er selber später erzählte. In dieser Zeit wurde auch seine Homosexualität manifest.
Nachdem er nach einem guten Schulabschluß eine Ausbildungsstelle gefunden hatte, begann recht bald eine umfangreiche Reihe von Diebstählen und anderer Vergehen, weswegen er immer wieder ins Gefängnis mußte. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges verbrachte Genet seine Zeit entweder beim Militär (Libanon, Marokko), in Gefängnissen oder auf Fluchten quer durch Europa.
1942 erschien sein erstes Gedicht, "Der zum Tode Verurteilte". Jean Cocteau wurde auf ihn aufmerksam und unterstützte ihn. Weitere Werke von ihm erschienen, - Romane, Gedichte, Theaterstücke. Ihm drohte wegen seiner vergangenen Vergehen eine lebenslange Haftstrafe, nach einem offenen Brief von Cocteau und Sartre an den damaligen Präsidenten Frankreichs wurde er 1949 begnadigt.
Er engagierte sich für die Bewegung der Black Panthers in den USA und für den Kampf der Palästinenser und ergriff Partei für die "Rote Armee Fraktion" in Deutschland (RAF).
In den letzten sieben Jahren seines Lebens litt Genet an Kehlkopfkrebs. Er hielt sich oft in Marokko auf. 1982 reiste er in den Libanon. In dem Text "Vier Stunden in Chatila" schrieb er über das Massaker der Phalange-Miliz an den Palästinensern im Lager von Chatila.
Genet starb in einem Pariser Hotel bei einem Sturz auf dem Weg vom Schlafzimmer ins Bad. Seinem Wunsch gemäß wurde er in Marokko auf dem Friedhof von Larache beerdigt.

Bücher in deutscher Übersetzung (Auswahl):
1955: Querelle (1947)
1960: Notre-Dame-des-Fleurs (1944)
1961: Tagebuch eines Diebes (1949)
1961: Das kriminelle Kind (1958)
1967: Briefe an Roger Blin (1966)
1967: Der Seiltänzer (1957)
1969: Der zum Tode Verurteilte (1942)
1988: Ein verliebter Gefangener - Palästinensische Erinnerungen (1986)