"Das Ereignis, das wahrhafte Ereignis-Widerfahrnis (événement-avénement), das uns der Gefahr aussetzt, anders zu werden, ist unvorhersehbar. Es stellt eine Begegnung mit dem Fremden dar, dessen unausdeutbare Deutbarkeit uns die unsrige offenbart. Es drängt uns von sich aus zur Verwandlung. Es erschließt dem Dasein eine Welt, in die es dadurch aufgenommen wird, dass es sich selbst verwandelt. Sein Empfang besteht in eben dieser Verwandlung selbst, in einem Anders-Werden. Findet aber die Verwandlung nicht statt, so entspringt das Ereignis dem Abgrund: dieser ist der Grund ohne Grund eines Daseins, dem sein Da abhanden gekommen ist."
Henri Maldiney, Drei Beiträge zum Wahnsinn, 187f.

Ein Ereignis führt zu einer Krise des Lebensentwurfs, eine Lebenswelt verliert verliert ihren Zusammhalt. Ein Ereignis besitzt die Kraft zur Verwandlung, wenn es angenommen wird. Ansonsten verbleibt das Ereignis in seiner Fremdheit und führt zu einem Riss in der Existenz. Erst in der Verwandlung wird das Ereignis als Ereignis erfahren. Ohne Antwort ist es kein Ereignis, sondern führt zum psychotischen Verschluss der Existenz.

Name  PW 


Maldiney, Henri: Drei Beiträge zum Wahnsinn. Wien: Turia & Kant, 2018