"Hass. Vielleicht ist, wie Cioran meint, wirklich der Hass die einzige, die lebendigste Triebfeder des Menschen: und vielleicht ist die Unfähigkeit dazu nicht ein Zeichen von Souveränität, sondern die Folge einer langen Unterdrückung, einer Gewöhnung von früh an, daß Widerstand zerschlagen ist, jede Regung von Freiheit, von Kampf um die eigene Identität, eine lange Gewöhnung nach Innen auszuweichen, in die unendlich sich weiterfächernden Wege nach Innen. Vielleicht ist die Unfähigkeit zum Hass wirklich ein Mangel an Lebendigkeit."
Undine Gruenter, Der Autor als Souffleur. Journal, 38f.

Kann einen der Hass retten, wenn man verletzt wurde? Um das Zerstörerische, das einem angetan wurde, nicht gegen sich selbst, sondern gegen ein Außen zu wenden?

Name  PW 


Gruenter, Undine: Der Autor als Souffleur. Journal. Frankfurt am Main: Suhrkamp (edition suhrkamp), 1995