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männliche Lust
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"Der Orgasmus des Mannes ist nicht wie die Ekstase der Frau eine Verwandlung des profanen Körpers, eine unerhörte Erfahrung, das langsame und genußreiche Erwachen der ungeahnten Möglichkeiten des Fleisches. Er ist Entleerung, Erleichterung, plötzlicher Abbau einer Spannung. All dies rückt ihn in die Nähe der Defäkation: der Mann zerbricht nicht, er entleert sich."
Das Ziel der männlichen Lust ist die Entleerung; insofern ist sie urethral-anal geprägt. Das überflüssige tote Innere wird entäußert (das dürfte ein Grund dafür sein, mit Männlichkeit eine Tötungspotenz zu assoziieren). Die männliche Lust ist steril, ihr fehlt die Erfahrung des Anderen. Sie bleibt eine mechanische Selbstbefriedigung. Am Ende der männlichen Lust steht eine enttäuschende Leere, mit der der Mann zwangsläufig an der weiblichen Lust scheitert. Deshalb ist für Walter Benjamin auch die Impotenz "die Grundlage des Passionsweges der männlichen Sexualität". Teiresias hatte sieben Jahre als Frau verbracht als Strafe dafür, dass er zwei Schlangen bei ihrer Kopulation verletzt hatte. Deshalb wurde er zum Schlichter in einem Streit zwischen Zeus und Hera berufen, in dem es um die Frage ging, wer mehr Lust bei der Sexualität empfindet, der Mann oder die Frau. Neun Zehntel die Frau, ein Zehntel der Mann, war die Antwort des Teiresias. Für diesen Geheimnisverrat wurde er von Hera mit Blindheit geschlagen, Zeus verlieh ihm zum Ausgleich die Sehergabe.
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