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Überdruss
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"Ich war also, was ihr alle seid: irgendein Mensch, der lebt, schläft, ißt, trinkt, weint, lacht, sich in sich verschließt, und, wohin er auch geht, in seinem Innern stets die nämlichen abgestorbenen Hoffnungen wiederfindet, die, kaum erblüht, schon verdorren, den nämlichen Schutt des Verfalls, die nämlichen unerforschten, fürchterlichen, langweiligen Tiefen. Ekelt es euch nicht, gleich mir, bis zum Überdruß, allmorgendlich zu erwachen und die Sonne wiederzusehen? Das nämliche Leben zu führen, den nämlichen Schmerz zu erleiden, immerfort zu wünschen und enttäuscht zu werden, zu warten und zu besitzen?"
Zu erkennen, dass das Leben nur eine Aneinanderreihung beliebiger Wiederholungen ist, hinterlässt einen faden Geschmack von Bitterkeit und Überdruss. Aber nur dann, wenn man die Wiederholung nicht akzeptiert und dem Vergangenen ein Übergewicht über die Gegenwart einräumt und so die Gegenwart entwertet. Das Vergangene ist das Tote und Verlorene, und wenn man es als sich in der Gegenwart wiederholend erlebt, untergräbt man das Leben.
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