"Die Verfälschung des Gefühls zu demjenigen Seelenzustand, den wir Sentimentalität nennen, geht in einer dreifachen Steigerung vor sich: im ersten Grade schwächt sich das Gefühl ab durch das allzu klare Wissen darum, im zweiten Grade wird es getrübt durch die Unfähigkeit, dieses Wissen zu verbergen, im dritten wird es überdies entwürdigt durch den Stolz auf diese Unfähigkeit, - womit es endgültig das Recht verwirkt hat, Gefühl zu heißen."
Arthur Schnitzler, Aphorismen und Betrachtungen Band 1, 60

Sentimentalität ist Ausdruck einer Selbsttäuschung. Ein Gefühl wird überlagert durch seine Inszenierung. Diese Inszenierung ist eine reflexive Bejahung des Gefühls, das seine Unmittelbarkeit verliert und flach wird.

Name  PW 


Schnitzler, Arthur: Aphorismen und Betrachtungen. Band 1: Buch der Sprüche und Bedenken. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 1993