"Der zwanghafte Sicherheitstrieb kann als eine gigantische kollektive Askese und als eine Vorwegnahme des Todes im Leben selber interpretiert werden: von Absicherung zu Absicherung, von Verteidigung zu Verteidigung, unter dem Einfluß all der Gerichtsbarkeiten, Institutionen und materiellen modernen Dispositive ist das Leben nur noch eine trübselige defensive Buchhaltung, die in ihrem Sarge alle Risiken einschließt. Eine Buchhaltung des Überlebens anstelle einer radikalen Verbindung von Leben und Tod."
Jean Baudrillard, Der symbolische Tausch und der Tod, 283

Bis zur geistigen und vitalen Unbeweglichkeit zwängen wir uns in fesselnde Sicherheitsgurte, die uns das Leben abschnüren aus der irrationalen Angst heraus, die Kontrolle zu verlieren, der Anarchie und dem Chaos anheimzufallen. Und so sichern wir uns zwanghaft ab mit Gesetzen, Regeln, Versicherungen, Vorschriften und wählen damit die Todesstarre mitten im Leben.

Name  PW 


Baudrillard, Jean: Der symbolische Tausch und der Tod. München: Matthes & Seitz, 1982