|
symbiotischer Abgrund
| |
"Nichts verletzt den Menschen so sehr, wie wenn andere in seinem Innern lesen; und nur Eheleute können es. Sie können das Dunkle auf dem Grunde ihrer Seele nicht verbergen und spüren die Absichten des andern im voraus. Daher leben sie leicht in der Vorstellung, daß sie sich gegenseitig ausspionieren, was sie genau betrachtet auch tun. Sie fürchten nichts so sehr wie die Blicke des Ehepartners, denen sie schutzlos ausgeliefert sind."
Nähe und Vertrautheit bergen die Gefahr in sich, füreinander zum gläsernen Gegenüber zu werden. Es drohen Kontrolle, Entlarvung, Verurteiltwerden und Enttarnung der geheimsten Gedanken. Der Preis des engen Miteinanders ist die Schutzlosigkeit. Nähe bedeutet Ausgeliefertsein. Sie ist die Wiederbelebung der mütterlichen Kontrolle des Kindes. Die Mutter ist die primäre Verfolgerin, Grund der paranoischen Verfasstheit des Ichs. Sie bedroht mich in meiner Autonomie und ich muss sie abwehren, um mich als Selbst zu erhalten.
| |
|
|