In der Krankheit findet eine Blockierung der Entäußerungspotenz des Subjekts statt, eine Einbehaltung, ein Nicht-abgeben-wollen, in eins mit dem Versuch, die Belohnung für die Entäußerung einzustreichen, nämlich autonomes Ich zu sein. Autonomes Ich wird man aber nur über die Entäußerung (Opferung) aller inneren Inhalte zu Dingen. Krankheit ist somit der zwangsläufig scheiternde Versuch eines »Opferbetruges«.
Der »Opferbetrug« verrät sich als Schmerz, d.h. als dem Subjekt anhaftende Negativität. Grundlage des Schmerzes ist die Entäußerungsblockierung bei gleichzeitigem Festhalten an der Selbst-Positionierung als autonomes Ich.
Damit wird Krankheit zum Ort des Verrats der ansonsten dissimulierten dingkonstitutiven Opferprozesse.

"Grundcharakteristikum ist dieser Entzug, diese Verweigerung, das Umgehen, sich-aus-dem-Staube-machen, drum-herum-schleichen höchstens; kurzum eine besondere Form von Opferbetrug apriorischer Inhibition des Eintritts in den Opferzusammenhang, unter Umständen aber abgedeckt, in der Maske des Gegenteils, »fiktional«! Dies Gebaren aber soll eben Aneignung, Inbesitznahme, Okkupation sein: Einstreichung der Prämie ohne vorhergehende Opfermühsal."
Rudolf Heinz, Philosophie der Krankheit
in: Die Eule Nr. 7, 1982, 48

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