"Es gibt einen Überdruß, der Überdruß an allem und jedem ist, vor allem aber Überdruß an sich selbst. Was also überdrüssig werden läßt, sind nicht die besonderen Umstände unseres Lebens - unser Milieu, weil es banal und düster, unsere Umgebung, weil sie vulgär und grausam ist -, der Überdruß betrifft das Sein selbst. (...) Dem Sein selbst wollen wir im Überdruß entfliehen, nicht einer seiner Gestalten in der Sehnsucht nach einem schöneren Himmel! Ausbruch ohne Weg und Ziel, Ausbruch, ohne irgendwo ankommen zu wollen."
Emmanuel Lévinas, Vom Sein zum Seienden, 26f.

Was bedeutet es, wenn man alles ablehnt und sich von allem befreien will, wenn es auch keinen Ort gibt, zu dem hin man fliehen will, wenn es keine Perspektive eines anderen Lebens gibt? Dem Leben selbst will man entkommen, es wird als etwas Geschlossenes empfunden, aus dem es keinen Ausweg gibt. Das Leben ist ein Gefängnis der Immanenz ohne Transzendenz und der Ausbruch aus ihm ein Sprung ins Nichts.



Lévinas, Emmanuel: Vom Sein zum Seienden, 26f. Freiburg/M�nchen: Alber, 2008