Sprache


 
"Es gibt Sprache, weil es zwischen denen, die sich ausdrücken, nichts ›Gemeinsames‹, gibt, eine Trennung, die in jedem wahren Sprechen vorausgesetzt – nicht überwunden, sondern bestätigt – wird. Wenn wir uns nichts Neues zu sagen hätten, wenn durch die Rede nichts Fremdes an mich herankommen würde, käme es überhaupt nicht in Frage zu sprechen."
Maurice Blanchot, Das Unzerstörbare, 105

Ich spreche zum Anderen in seiner Fremdheit, ein Abgrund trennt mich von ihm; mit Hilfe der Sprache will ich diesen Abgrund überbrücken. Nur wegen der Fremdheit des Anderen gibt es die Sprache. Im »wahren Sprechen« bleibt die Fremdheit des Anderen bestehen und löst sich nicht auf. In einem »falschen Sprechen« wird die Fremdheit geleugnet, das Sprechen versinkt in Banalität und wird zum »Gerede«.


Blanchot, Maurice: Das Unzerstörbare. Ein unendliches Gespräch über Sprache, Literatur und Existenz. München: Carl Hanser Verlag (Edition Akzente), 1991