"Ich sehe im Schreiben des Schriftstellers nicht den Versuch, über das Buch die Kommunikation mit anderen Menschen herzustellen, ich sehe ihn als Beute seiner selbst an den schwankenden Orten in der Nähe der Leidenschaft, die unmöglich einzukreisen und zu erkennen sind, aber von denen ihn nichts befreien kann. Dort ist man am Ende der Welt, am Ende seiner selbst, in unaufhörlicher Desorientierung, in einer ständigen Annäherung, die nicht ans Ziel kommt. Denn dort langt man nirgends an, ebensowenig wie in der Unbewohnbarkeit des Begehrens und der Leidenschaft."
Marguerite Duras, Die grünen Augen, 120f.

Schreiben ist für Duras kein Versuch sich mitzuteilen, um eine Verbindung mit anderen herzustellen. Es ist vielmehr ein sich immer weiter vertiefendes Kreisen um sich selbst. Schreibend setzt sie sich ihrer Einsamkeit aus, ihrem Begehren, ihrer Verzweiflung. Ihr einziges Gegenüber ist die Sprache, der sie sich ausliefert in einem Prozess, der sich ihrer Kontrolle entzieht.



Duras, Marguerite: Die grünen Augen. München: dtv, 1990