Tod


 
"Du wirst sterben wie jeder andere auch; und daß du lebst, bedeutet nicht nur, daß du existierst, sondern daß die Welt existiert: sie wird mit deinem Tod verschwinden, und für dich wird es sie dann nie gegeben haben, wie es sie inzwischen für Milliarden von Menschen nie gegeben hat. Aber wenn es so ist, daß es sie immer wieder nicht mehr gibt, hunderttausende Male am Tag, dann ist ihre ewige Abwesenheit von Natur aus in sie eingepflanzt wie ein tödlicher Virus in einem Zellkern, und dieser Virus bist in diesem Fall du."
Harry Mulisch, Die Elemente, 98

Jeder Tod eines Menschen löscht eine Welt aus, die »Lebenswelt« eines Menschen. Und diese Auslöschung geschieht fortwährend mit jedem Tod. Dies verleiht der Welt als Gegenüber des Menschen eine grundlegende Nichtigkeit. Diese Nichtigkeit spiegelt sich als Weltverneinung (Todestrieb).



Mulisch, Harry: Die Elemente. Kleiner Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, 1996