"Mein Tod, der meinige; man darf dies Loch nicht verstopfen, durch das der Kopf sich um all das erleichtert, das ihn beschäftigt, und bis zur Neige. Am Ausgang weht ein scharfer Wind und nimmt einen mit, ganz und gar. Läßt man sich nur gänzlich dahinfliehen, guten Willens und ohne mit der kleinsten Kleinigkeit zu geizen, so findet man sich bald wieder, weit weg, entspannt, erneuert, gerettet."
Marguerite Duras, Ein ruhiges Leben, 131

Je mehr wir uns dem Tod nähern, ihn gedanklich umkreisen, ihn zu erfühlen versuchen, desto freier werden wir. Viele Dinge und Ziele verlieren ihre Bedeutung und sind nicht mehr wichtig. Das Bewusstsein des zukünftigen Todes nimmt dem Begehren und den Ängsten das Bedrängende und öffnet den eigenen Horizont. Die Vorwegnahme des Todes ist ein Durchgangspunkt zu einer gesteigerten Selbstfühlung, zu einer neuen Freiheit.



Duras, Marguerite: Ein ruhiges Leben. Roman. Frankfurt am Main: Suhrkamp (suhrkamp taschenbuch), 1985