"Im Grunde interessiert und zählt für uns nur das, was wir teilen, was wir weitergeben und vermitteln. Wir möchten uns immer als Glied einer Kette fühlen, wie soll ich sagen, als Opfer und Träger einer unerschöpflichen Ansteckung. Und die größte Ansteckung, die Ansteckung, die allen zugänglich ist, ist die der Worte, dieser Plage des Redens."
Javier Marías, Dein Gesicht morgen. 1 Fieber und Lanze, 469

Sprechen verbindet uns mit anderen. Indem wir uns mittels der Sprache einreihen in endlose Wortströme, die Impulse vermitteln und Emotionen entfachen, sind wir Teil eines Ganzen und finden Schutz vor einer sprachlosen Einsamkeit. – Der Hype der »Social Media« zeigt die Besessenheit, alles Erlebte teilen zu wollen. Was ich gesehen habe, hat nur Wert, wenn ich es anderen gezeigt habe mit Texten, Bildern, Videos. So bin ich Teil eines umfassenden Informationsflusses, den man als mediale Pandemie bezeichnen kann.



Marías, Javier: Dein Gesicht morgen. 1 Gift und Schatten und Abschied. Roman Stuttgart: Klett-Cotta, 2010