Ansichten
Helmut Brandt: ohne Titel


 
Während der Entstehung seines Sphinx-Zyklus war der Wiener Maler Ernst Fuchs besonders fixiert auf die Suche nach Wahrheit, hatte Visionen der Gewißheit im Zerrissenen und Widersprüchlichen, im Grauen und in der Verzweiflung. In mythosophischer Besessenheit verstrickte er sich in mediterrane und vor allem jüdischen Mythen und entwickelte seinen Malstil zu einer magisch-intensiven Präzision.
Die Sphinx ist für ihn "Monument des Fleisches", "Behälter von Leben und Tod":
"Denn die Sphinx ist das Wesen, das die Schwelle bewacht, das jeden Menschen prüft, der Grenzen zu überschreiten wagt: die Grenzen der Lust, des Lebens und des Todes."
Das Bedrohliche des Lächelns der Sphinx ist die in ihm ausgedrückte "Gewißheit, daß alles Fleisch dem Fleisch unterliegt."
Ernst Fuchs plaziert sich in einer alten religiösen Tradition der Heiligung, Vergöttlichung des Leibes als Gefäß des Lebens. Das "Vermächtnis der alten Kulturen" habe die Sphinx als Anlaß zur Meditation über die Einheit von Leib und Seele verstanden.
Der menschliche Körper, vor allem der der Frau, ist das "Gefäß", "in dem alles Leben eingegossen ist" (157).
"Für mich ist der Leib des Menschen, besonders der Körper der Frau, ein Spiegel der gesamten mir bekannten Schöpfung ... Rätselhaft wie eine Sphinx lockt und erhebt dieser Leib den einen, stößt ab und verwirft den anderen. Oft tut er beides zugleich und in ständigem Wechsel" (162).
Zitate aus: Ernst Fuchs: Im Zeichen der Sphinx, München 1978
Name  PW