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Helmut Brandt: ohne Titel


 
Ödipus löst das Rätsel der Sphinx, befreit dadurch die Stadt Theben von einer Bedrohung und wird ihr König. Seine Tragik besteht darin, daß er durch die Lösung des Rätsels sich den Weg in sein Verhängnis öffnet.
Der Preis für die Überwindung der Sphinx ist der Inzest mit der Mutter. Damit ist die Sphinx die Schwelle vor dem Inzest, gleichsam der Abgrund in Ödipus selbst. Die Vereinigung mit der Königin/Mutter ist die Vergöttichung des Sohnes/Helden.
In vorpatriarchalischer Zeit wurde der Mann nur König, indem er sich mit der Königin vereinigte (Bachofen, Ranke-Graves).
Aus der Sicht der Pathognostik ist der Inzest mit der Mutter als Selbstvergöttlichung eine Verleugnung der Sterblichkeit: Absolutheitskulmination als Abschaffung des Todes über die Auslöschung des Dritten; Wegschaffung des Symbolischen, imaginäre Totalisierung.
Name  PW