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Helmut Brandt: ohne Titel


 
Gustave Moreau (1826-1898)
Das Bild "Ödipus und die Sphinx", ausgestellt in Paris 1864, war eine Art Replik auf das gleichnamige Bild von Jean-Auguste-Dominique Ingres von 1808. Der so provozierte Vergleich machte den 40-jährigen Gustave Moreau berühmt.
Von Ingres wird Ödipus triumphierend siegessicher nach vorn gelehnt dargestellt.
Auf dem Bild von Moreau wirkt Ödipus nicht der Sphinx überlegen, sie hängt an seinem Körper, und der Kampf ist einer des Blicks (Willens).
Ingres: Oedipe résout l'énigme (1808)
Ein Zeitgenosse Moreaus, W. Bürger, schreibt:
"Bei Herrn Moreau setzt sie dem Menschen zu, hält ihn fest und wird nicht von ihm lassen, wenn nicht seine Einsicht sie besiegt. Der Sinn des Symbols ist somit in Herrn Moreaus Darstellung viel schicksalhafter und infolgedessen dem antiken und heidnischen Genius gemäßer. Herr Ingres hat den Ödipus irgendwie christlicher verstanden und gedeutet. Bei ihm bleibt den Menschen auch angesichts des Geheimnisses der freie Wille. In der alten Welt ergreift das Schicksal den Menschen und beherrscht ihn."
Moreau schuf auch andere Sphinxbilder: "Gleichheit vor dem Tode" (auch "Ödipus der Wanderer" genannt) zeigt keinen siegesbewußten Ödipus, er beugt sein Haupt vor der Sphinx mit ihren Männer-Leichen. Die "Siegreiche Sphinx" zeigt überhaupt keinen Ödipus mehr, die Sphinx thront gelassen auf ihren Opfern.
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