"Was den Wert des Reisens ausmacht, ist die Angst. Denn in einem gewissen Augenblick, so fern von unserer Heimat, von unserer Sprache (...), überfällt uns eine unbestimmte Angst, und wir empfinden unwillkürlich das Verlangen, in den Schutz unserer alten Gewohnheiten zurückzukehren. Das ist das augenfälligste Ergebnis des Reisens. In diesem Moment fiebern wir und sind zugleich durchlässig. Der geringste Stoß erschüttert uns bis auf den Grund unseres Wesens. Laßt uns einem Sturzbach des Lichts begegnen, und wir stehen vor der Ewigkeit. Deshalb darf man nicht sagen, man reise zu seinem Vergnügen. Es gibt kein Vergnügen des Reisens. Ich möchte eher eine Askese darin sehen."
Albert Camus, Tagebücher 1935-1951, 14

Reisen bedeutet, den Raum des Vertrauten zu verlassen, sich der Ungewißheit und dem Fremden auszusetzen. Reisen hat eher mit Entbehrung und Angst als mit Vergnügen zu tun. Insofern ist der Massentourist kein Reisender, denn er verzichtet nicht auf seine Gewohnheiten und setzt sich keinen bedrohlichen Fremdheiten aus.



Camus, Albert: Tagebücher 1935-1951. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, 1980