"Das Wort Freiheit dient dazu, eine wichtige, vielleicht die wichtigste Spannung auszudrücken. Immer will man weg, und wenn es keinen Namen hat, wohin man will, wenn es unbestimmt ist und man keine Grenzen darin sieht, so nennt man es Freiheit.
Der räumliche Ausdruck für diese Spannung ist der heftige Wunsch, eine Grenze zu überschreiten, so als ob sie nicht vorhanden wäre."
Elias Canetti, Die Provinz des Menschen, 9

Unzufrieden mit dem, was ist – ausbrechen wollen aus einer Situation – die gegebenen Grenzen nicht hinnehmen – man will weg von dem, was man ist, auch wenn man nicht weiß, wohin man will: Wenn das das Gefühl der Freiheit ist, dann ist es ein Unglück. Das Gefühl der Freiheit würde sich im Gefühl der Unfreiheit erschöpfen, in der Suche nach einem Fluchtweg.



Canetti, Elias: Die Provinz des Menschen. Aufzeichnungen 1942-1972. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 1979