"Der Elan des Menschen, der ihn zu den Inseln zieht, wiederholt die doppelte Bewegung, die auch die Inseln hervorbringt. Von den Inseln träumen, ob mit Angst oder mit Freude, heißt davon träumen, daß man sich trennt, bereits getrennt ist, fern von den Kontinenten, daß man allein und verloren ist – oder aber träumen, daß man wieder bei Null beginnt, daß man neu erschafft, daß man von vorne anfängt. Es gab abgedriftete Inseln, aber die Insel ist auch das, wohin man driftet; und es gab ursprüngliche Inseln, aber die Insel ist auch der Ursprung, der radikale, absolute Ursprung."
Gilles Deleuze, Ursachen und Gründe der einsamen Inseln
in: Die einsame Insel. Texte und Gespräche 1953-1974, 11

Den zwei Arten von Inseln – solchen, die sich von Kontinenten abgetrennt haben, und solchen, die eigenständig aus dem Meer aufgestiegen sind – entsprechen zwei Träume, die sich miteinander verbinden: sich von etwas trennen und etwas Neues erschaffen. Das Phantasma der Insel ist Trennung und Neubeginn.



Deleuze, Gilles: Die einsame Insel. Texte und Gespräche 1953-1974. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2003