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Wüste
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"Wer in die Wüste geht, sucht den Raum auf, der sich wie kein anderer dazu eignet, von einem Weltort aus die Welt zu minimieren. Wüste ist die Option, von der Welt allein den unvermeidlichen Rest hinzunehmen; in der üblen Welt ist der lebensfeindlichste Ort das geringste Übel. Die Wüste bildet nur noch einen durchscheinenden Film von Seiendem, der die Seelen vor dem unmittelbaren Verschwinden im letzten Grund zurückhält; sie ist das reale Fast-nicht-Sein, das kein Interesse für sich fordert, sondern wie ein leeres kosmisches Therapiezimmer für die Inszenierung der Seele offensteht."
Die Wüste ist eine maximale Reduktion der Welt. Sie besteht aus homogenen Flächen, sie ist eine entdifferenzierte reine Welt. Die Wüste als Reduktion des Außen öffnet den Raum der Innerlichkeit als Askese. Die leeren Räume der Wüste, abweisend und lebensfeindlich, werfen das Subjekt auf sich selbst zurück. Man kann versuchen, das eigene Zimmer als Wüste zu gestalten: leere Wände, ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl - die Mönchszelle. Die Kargheit als Refugium des Selbst.
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