"... die natürliche Dummheit aller Wesen, die leben wollen, die schon aus dem Mangel an Einsicht entspringt, mit dem generell jeder Lebende lebt, dem Irrglauben, daß sein Leben eine begründete und gerechtfertigte Tatsache sei und er deshalb zwangsläufig Forderungen stellen könne ..."
Imre Kertész, Galeerentagebuch, 242

Es ist Ausdruck eines schlichten Gemüts, mit welcher Selbstverständlichkeit der Mensch sich sein Leben aneignet, als hätte er ein verbrieftes Recht darauf. In anmaßender Hybris nimmt er es in Besitz, um es wie in Planquadraten zu verwalten, Erfolge einzufordern, ohne zu der Einsicht zu gelangen, dass er dieses Leben eines Tages wieder loslassen muss, dass es doch nur eine zeitlich befristete Leihgabe war.



Kertész, Imre: Galeerentagebuch. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, 1999