"Die Dinge und Wesen, die außer dir existieren, du von dir unterscheidest, und nicht als identisch mit deinem Ich und Selbst erkennst, und unter den Gattungsbegriff des Objekts oder der Natur ordnest, sind alle Grenz- und Negationspunkte deiner selbst; soviel und soweit die andern Dinge und Wesen außer dir sind, soviel und soweit bist du nicht, und soviel derselben sind, soviel End- und Grenzpunkte hast du, in und an denen du und dein Sein aufhört; an jedem Baume, an jeder Wand, an jedem Tische, an dem du anstößt, stößt du gleichsam auf deinen Tod, auf die Grenze und das Ende deines Daseins."
Ludwig Feuerbach, Gedanken über Tod und Unsterblichkeit
in: TWA 1, 111

Als das, was ich nicht bin, verkörpert das von mir unterschiedene Objekt meinen Tod; es ist meine Grenze, an der mein Sein aufhört. Der Tod verkörpert sich in Dingen und anderen Lebewesen, weil ich sie nicht bin. Wohl deshalb, weil sie mir widerstehen und mich in meinem Sein bestreiten. – Müsste nicht ein solches bedrohtes Selbst danach trachten, alles, was es nicht selbst ist, zu vernichten?



Feuerbach, Ludwig: Frühe Schriften (1828-1830). Werke in sechs Bänden, Band 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp Theorie, 1975