"Alle suchen wir diese Augenblicke, in denen wir uns von uns selbst zurückziehen, dieses Inkognito uns selbst gegenüber, das wir verheimlichen. Man weiß nicht, weiß nichts von allem, was man tut. Das Schreiben zeugt vor allem von diesem Nichtwissen, von dem, was geschehen kann, wenn man da am Tisch sitzt, dem sogenannten Arbeitstisch, von dem, was aus dieser physischen Tatsache entsteht, daß man an einem Tisch sitzt mit dem, was man braucht, um auf der noch unberührten Seite Buchstaben zu formen."
Marguerite Duras, Die grünen Augen, 15

Das Schreiben braucht besondere Bedingungen. Wir suchen uns einen Platz, vor uns liegt ein leeres Blatt, es gibt Requisiten, die wir um uns herum brauchen als Trennung vom Außen. Und dann lösen wir uns von unserem Alltagsselbst, überlassen uns der Situation des Nochnichtwissens, der Neugier auf das, was da entstehen will. Das Außen weicht einem inneren Raum der Phantasie und der Kreativität, getragen von glücklicher oder auch quälender Einsamkeit.



Duras, Marguerite: Die grünen Augen. München: dtv, 1990