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Helmut Brandt: ohne Titel


 
Hugo von Hofmannsthal: Ödipus und die Sphinx (1905):
Ödipus kommt nach Theben, dort erfährt er von der Plage der Sphinx (die "herniederhängt gleich einer Totenwolke"). Bevor er die Begegnung mit ihr sucht, opfert er den Göttern das einzige, das er besitzt: seinen Stock, denn er "muß ja ohne Waffen zu dem Dämon".
Wie Ödipus dasteht, "plötzlich vom Widerschein starker Flammen übergossen", die von seinem brennenden Stab herrühren, nimmt ihn Jokaste erstmals bewußt wahr, sie "saugt mit dem Blick Ödipus in sich". Der Beginn des Inzests ist zugleich die Apotheose des Sohnes. In diesem Augenblick wird der Tod Antiopes (der Mutter des Laios) gemeldet. Sie hat Jokaste Unfruchtbarkeit vorgeworfen: "Wehe denen die unfruchtbar sind! Auch sie "stützt sich auf einen Stab". Sie repräsentiert die Generativität.
Der Blick Jokastes führt zur narzißtisches Selbstaufblähung des Ödipus. "In meinen Adern/ halt ich die Welt: es stürzt kein Stern, es taumelt/ kein Vogel von der Nestbrut ohne mich."
Dann steigt Ödipus durch den nächtlichen Wald hinauf zu der Höhle der Sphinx, mit der es aber nicht zu einer Kampfsituation kommt. Ödipus berichtet: "Mein Leib ist heil/ und starrt von Kräften, unverwüsteten./ Ich habe meine Tat nicht tuen können, das Wesen floh vor mir!"

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