"... die Vollendung jeder wahren Liebe, die darin bestünde, sich allein im Modus des Verlusts zu verwirklichen, das heißt, die sich nicht verwirklicht, indem sie verliert, was einem gehört hat, sondern das, was man niemals besessen hat; denn das »Ich« und der »Andere« leben nicht in der gleichen Zeit, sind niemals (synchron) zusammen, können also keine Zeitgenossen sein, sondern sind (selbst als vereinte) getrennt durch ein »Noch nicht«, das einhergeht mit einem »Schon nicht mehr«."
Maurice Blanchot, Die uneingestehbare Gemeinschaft, 74

Die unverbrüchliche übereinstimmung mit dem Anderen ist eine Illusion. Die Wahrheit ist die unüberbrückbare Fremdheit. Die wahrhaftige Liebe besteht in der Anerkennung dieser Fremdheit und des Verlustes der Verschmelzung mit dem Anderen – der Erfahrung des Abgrundes, der uns vom Anderen trennt. Liebe bedeutet Verzicht.



Blanchot, Maurice: Die uneingestehbare Gemeinschaft. Berlin: Matthes & Seitz, 2007