"Eurydike, das ist die Fremdheit der äußersten Ferne, die im Moment des Von-Angesicht-zu-Angesicht der Nächste ist, und als Orpheus sich umwendet und aufhört zu sprechen, um zu sehen, enthüllt sich sein Blick als die Gewalt, die den Tod bringt, als gräßliche Verletzung."
Maurice Blanchot, Das Unzerstörbare, 112

Orpheus wollte Eurydike sehen, als sie ihm aus dem Reich der Toten folgte, und drehte sich um. Damit verlor er sie für immer. Bevor er sich umdrehte, hat er zu ihr gesprochen, aber als in sich verschlossene Nymphe hat sie nicht geantwortet. Orpheus hat ihr Schweigen nicht ausgehalten und wollte sie sehen. Er akzeptierte nicht die Ferne ihrer Fremdheit und wollte sich durch seinen Blick ihrer vergewissern. Zu ihr zu sprechen, hätte die Differenz gewahrt, sie zu sehen, vergegenständlichte und tötete sie.



Blanchot, Maurice: Das Unzerstörbare. Ein unendliches Gespräch über Sprache, Literatur und Existenz. München: Carl Hanser Verlag (Edition Akzente), 1991