"Mißgunst ist versteckte Bewunderung. Ein Bewunderer, der fühlt, daß er nicht glücklich werden kann, wenn er sich hingibt, wählt es, mißgünstig demgegenüber zu werden, was er bewundert. So spricht er eine andere Sprache; in seiner Sprache heißt es jetzt, daß das, was er eigentlich bewundert, ein Nichts ist, etwas Dummes und Fades und Sonderbares und Überspanntes. Bewunderung ist glückliche Selbsthingabe, Mißgunst hingegen unglückliche Selbstbehauptung."
Sören Kierkegaard, Die Krankheit zum Tode
in: Die Krankheit zum Tode und anderes, 120f.

Neben dem Neid ist die Missgunst eine Form der verkappten Bewunderung, die höchst destruktiv mit sich selbst, aber auch mit dem Anderen umgeht. Indem wir dem Anderen das Glück, die Habe, die Fähigkeiten, die List oder seinen Erfolg missgönnen, müssen wir das Denkmal des Bewunderten stürzen und mit unserer Empörung oder Verachtung zerstören. Und unter dem Schutz der Verleugnung hadern wir gekränkt mit der eigenen Unzulänglichkeit.



Kierkegaard, Sören: Die Krankheit zum Tode und anderes. München: dtv, 1976