"Die Hölle ist kraft der Aufklärung verschwunden,doch das Korrelats­problem des ganz und gar durchdringenden, des metaphysischen Grauens ist geblieben. Sein Aufenthalt ist allemal das Jetzt, ein blutiger Spalt im Dunkel des Jetzt und des in ihm Befindlichen. Daß ein solch unmittelbares Grauen existiert, daß es von anderer Art ist als die entsetzliche Realangst vor wirklich Gewordenem, steht außer Zweifel. Sein Element ist der unerträgliche Augenblick, ein oft, doch nicht immer pathologisches Gebilde, ein fast fällendes Entsetzen an sich selbst."
Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, 350

Das Jetzt, der Augenblick, die Gegenwart. Das Grauen entspricht der stillgestellten Zeit, dem Bei-sich-selbst-Sein, beides Phantasmen des Todes. Letztlich Ziel jeglichen Begehrens, Traum der Mystiker, scheiternde Todesusurpation. Aber die Zeitlichkeit des Bewusstseins bewahrt uns vor der Stillstellung der Zeit, indem sie mit Rückbezug und Vorgriff den Augenblick überschreitet.



Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung. 3 Bände. Frankfurt am Main: Suhrkamp (suhrkamp taschenbuch wissenschaft), 1973