"Der Mensch ist diese Nacht, dies leere Nichts, das alles in ihrer Einfachheit enthält, ein Reichtum unendlich vieler Vorstellungen, Bilder, deren keines ihm gerade einfällt oder die nicht als gegenwärtige sind. Dies ist die Nacht, das Innre der Natur, das hier existiert – reines Selbst. In phantasmagorischen Vorstellungen ist es ringsum Nacht; hier schießt dann ein blutiger Kopf, dort eine andere weiße Gestalt plötzlich hervor und verschwinden ebenso. Diese Nacht erblickt man, wenn man dem Menschen ins Auge blickt – in eine Nacht hinein, die furchtbar wird; es hängt die Nacht der Welt hier einem entgegen."
G.W.F. Hegel, Jenaer Realphilosophie (1805/06); in: Frühe politische Systeme, 204

Die Identität des Subjekts ist trügerisch. In ihm verbirgt sich der Wahnsinn, der Zerfall der Identität in unverbundene Partikel (»Partialobjekte«). Kern des Ichs ist der »zerstückelte Körper«, der von einer phantasmatischen Identität überlagert wird. So ist das Ich permanent bedroht mit seiner Auflösung, es wird darin auf sich zurückgeworfen, um sich in seinen verstreuten Inhalten zu verlieren.
Man kann den Text als Beschreibung eines (drohenden) Ichzerfalls lesen.



Hegel, G.W.F.: Frühe politische Systeme. Frankfurt am Main: Ullstein Taschenbuch, 1974