Mythen


 
"Wenn wir uns umsehen und das Schauspiel der Welt um uns herum betrachten, befinden wir uns bereits mitten in einem Mythos. (...) Daher können wir uns jetzt eingestehen, was es auf sich hatte und auf sich hat mit jenem uralten Entsetzen, das die Mythengeschichten fortwährend einflößen. Es handelt sich um nichts anderes als den ersten Schrecken von allen: den Schrecken vor der Welt, das Entsetzen vor ihrer stummen, trügerischen, überwältigenden Rätselhaftigkeit."
Roberto Calasso, Die neunundvierzig Stufen, 358f.

In den Mythen spiegelt sich das Erschrecken angesichts der Welt. Sie überbrücken den Abgrund zwischen einer rationalen Welterklärung und dem Unbegreiflichen. Für Jacques Lacan bezieht sich jeder Mythos auf das Unerklärliche des Realen (das Reale ist das Nicht-Symbolisierte).
Für die Pathognostik sind Mythen ein szenisches Ursprungsgedächtnis der der kulturellen Produktion immanenten Gewalt.
Name  PW 


Calasso, Roberto: Die neunundvierzig Stufen. Essays. München Wien: Carl Hanser Verlag, 2005