"Dies ist schließlich die Einsamkeit: sich einspinnen in die Seide seiner eigenen Seele, sich verpuppen und auf die Metamorphose warten; sie bleibt nicht aus. Man zehrt inzwischen von seinen Erlebnissen, und telepathisch erlebt man das Leben anderer. Der Tod und die Auferstehung, eine neue Erziehung zu einem unbekannten Neuen.
Man bestimmt endlich allein über seine Person. Keine fremden Gedanken kontrollieren die meinen, keine fremden Ansichten und Launen bedrücken mich. Da beginnt die Seele zu wachsen in neuerworbener Freiheit, und man erfährt einen unerhörten inneren Frieden und eine stille Freude und ein Gefühl von Sicherheit und Selbstverantwortung."
August Strindberg, Einsam
in: Kloster / Einsam. Zwei autobiographische Romane, 122

Der Rückzug in die Einsamkeit ist ein Einzug in Eigenwelten, befreit von Beobachtung und Kontrolle durch andere. Als wäre erst auf diesem Weg Wachstum und Entwicklung möglich. Einsamkeit wird zu einem Versprechen der Selbstfindung. Vorausgesetzt ist eine Wertschätzung seiner selbst als etwas zu Bewahrendes und zu Entwickelndes. Aber vor allem soll das Eigene vor den anderen geschützt und verborgen sein.



Strindberg, August: Kloster / Einsam. Zwei autobiographische Romane. München: dtv, 1969
dtv, 1969