"Erst in der Entsagung vollendet sich jede Bejahung. All das, auf was du verzichtest, gewinnt in dir Leben. All das, was sich bejahen möchte, verneint sich; all das, was sich entsagt, bejaht sich. Der vollkommene Besitz erweist sich erst durch das Geschenk. Alles, was du nicht verschenken magst, besitzt dich. Ohne Opfer gibt es keine Auferstehung. Nur was du hergibst, wird sich entwickeln. Was du dir zu sichern versuchst, verkümmert."
André Gide, Uns nährt die Hoffnung
in: Uns nährt die Erde / Uns nährt die Hoffnung, 126

Wir häufen Dinge um uns an und glauben, auf diese Weise reicher und lebendiger zu werden. Statt dessen erstickt uns das, an dem wir festhalten. Aber es reicht nicht, nur das herzugeben, was wir nicht mehr brauchen. Dieser Verzicht schenkt uns keine Freiheit, denn es ist kein wahrer Verzicht. Eine Chance zur Freiheit bekommen wir erst, wenn wir auf das verzichten, was uns wichtig ist und von dem wir glauben, dass wir es noch brauchen.



Gide, André: Uns nährt die Erde. Uns nährt die Hoffnung. München: dtv, 1976